Der sich seit 2000 etablierende Anthropozän-Diskurs begreift die Menschheit als
geophysikalische Kraft. Wesentliche Strukturmerkmale dieses Diskurses und seiner Narrative sind
das Einnehmen einer planetarischen Perspektive auf die globale Umweltkrise eine tiefenzeitlich
konstituierte Historizität die Annahme unauflösbarer Wechselbeziehungen von Natur und Kultur
und das Thematisieren ethischer Verantwortung des Menschen für das Erdsystem. Die
literaturwissenschaftliche Forschung hat in den letzten Jahren das Anthropozän als geologisches
sowie kulturelles Konzept aufgenommen und spricht zunehmend häufiger von 'anthropozäner'
Literatur. Der vorliegende Band mit 15 Beiträgen und einer Einleitung die das Feld erstmals
vermisst stellt einen innovativen Versuch in der deutschsprachigen Forschungslandschaft dar
Ansätze zusammenzutragen die die Rede von einer Anthropozän-Literatur in diesem entstehenden
Forschungsfeld präzisieren systematisieren und kritisch befragen. Dabei geht es um mögliche
Poetiken und Genres. In Fallstudien ('Lektüren') werden mögliche anthropozäne Lesarten
ausprobiert.