In den 1920er-Jahren gerät nicht nur die Welt sondern auch die Musik und das Musikleben ins
Taumeln: zwischen Krise und Krieg Abschottung und Austausch dem resignativen Blick zurück und
neuer Dynamik. Wie eng Musik und Gesellschaft miteinander verflochten sind zeigt das Jahr
1923. Geprägt ist es durch Geschehnisse Debatten und Entwicklungen die uns auch heute noch
beschäftigen. Im besetzten Ruhrgebiet wird Musik zu einem Mittel des politischen Kampfes in
der von der Hyperinflation erschütterten Weimarer Republik verschärft sich die Krise des
Konzertlebens und der Kartenpreis steigt im Herbst auf 200 Milliarden Mark in den USA machen
afroamerikanische Blues- und Jazz-Größen wie Bessie Smith oder Louis Armstrong im Rahmen der
sogenannten race records ihre ersten Schallplattenaufnahmen In Wien vollendet Arnold Schönberg
seine ersten zwölftönigen Werke In Paris schockiert Igor Strawinsky die Avantgarde mit seinem
neoklassizistischen Bläseroktett und in Budapest setzt Béla Bartók mit seiner Tanz-Suite ein
musikalisches Zeichen gegen den Nationalismus. Im Berliner Voxhaus wird mit der Ausstrahlung
der ersten Funkstunde auf dem Höhepunkt der politischen und ökonomischen Krise das Zeitalter
des öffentlichen Rundfunks in Deutschland eingeläutet.- Das Buch von Tobias Bleek erzählt auf
faszinierende Weise wie die Musik in das kulturelle gesellschaftliche und politische Leben
dieses Jahres der Extreme eingebettet ist.