Identität kann als eine komplexe Schnittstelle zwischen dem Individuum und der Gesellschaft
gesehen werden wobei die Spielräume für die individuellen Identifikationen in jeder
historischen Epoche unterschiedlich verhandelt und von verschiedenen Parametern bestimmt
wurden. Dabei sind Konflikte und Brüche Scheitern und die Sehnsucht nach Veränderung
unvermeidlich. Der Band widmet sich einigen mittelalterlichen Autoren vom 5. bis zum 11.
Jahrhundert deren Texte Spuren solcher Verhandlungen um Identität und Differenz enthalten die
in ihrem sozialen ethnischen politischen oder religiösen Kontext lesbar und als textuelle
Strategien erkennbar gemacht werden können. Die in diesem Band versammelten Beiträge zeigen
alle dass zum einen das Bewusstsein um ein individuelles Selbst im Spannungsfeld
gesellschaftlicher Identitäten im Mittelalter keineswegs so unbekannt und unreflektiert war
wie es manchen erscheinen will zum anderen in den sieben Jahrhunderten kein kontinuierliches
dogmatisches Wissen um das Individuum etabliert geglaubt und festgehalten wurde.