VorwortAnton Zeilinger Präsident der Österreichischen Akademie der WissenschaftenOliver Jens
Schmitt Präsident der philosophisch-historischen KlasseWelche Sprachen können und sollen heute
in wissenschaftlichen Diskursen verwendet werden und welche Risiken birgt die aktuelle Tendenz
vorrangig in englischer Sprache zu kommunizieren? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns an der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften bereits seit über zwei Jahren und haben in unserer
aktuellen Leistungsvereinbarung einen Schwerpunkt zum Thema Mehrsprachigkeit gesetzt. Primäres
Anliegen unterschiedlichster Projekte soll es sein die sprachliche Vielfalt Europas sichtbarer
zu machen und zu stärken sowie ihren Mehrwert in Wissenschaft und Gesellschaft zu
verdeutlichen. Dass die Relevanz dieses Themas nicht nur an der ÖAW wahrgenommen wird
bestätigte sich in Diskussionen mit führenden europäischen Akademien nicht zuletzt am
Akademietag 2019 einem 2018 von der ÖAW initiierten Format das Partnerakademien zum Austausch
einlädt. Bei dieser Zusammenkunft von Gelehrtengesellschaften war es vor allem die Slowenische
Akademie der Mehrsprachigkeit und die kulturelle Pluralität in Europa besonders am Herzen
lagen.Einige Wochen vor der Gesamtsitzung der ÖAW im Jänner 2021 entdeckten wir einen Essay von
Prof. Wolfram Kinzig in der Wochenzeitung Die Zeit zu diesem Thema. Wolfram Kinzig lehrt als
ordentlicher Professor Kirchengeschichte an der Universität in Bonn und ist Gründungsmitglied
und Sprecher des Zentrums für Religion und Gesellschaft der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte und wissenschaftlichen
Interessen erstrecken sich über einen sehr weiten Raum: von klassischen Themen der Älteren
Kirchengeschichte über Altkirchliche Exegese und Predigt bis hin zur Auseinandersetzung mit der
Geschichte der jüdisch-christlichen Beziehungen. Wolfram Kinzig beschäftigt sich mit
Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte dabei vor allem der Wissenschaftsgeschichte der
Theologie aber auch mit Fragen des globalen Christentums in der Gegenwart. Darüber hinaus
setzt er sich zunehmend mit dem eingangs angesprochenen Thema auseinander nämlich der
Bedeutung der Mehrsprachigkeit in den Geisteswissenschaften in einer globalisierten
Wissenschaftslandschaft. Sein Essay war Anlass für uns mit ihm das wissenschaftliche Gespräch
zu suchen wofür wir ein besonderes Forum das wir als Akademie der Wissenschaften zur
Verfügung stellen können den Vortrag in der Gesamtsitzung gewählt haben. Wolfram Kinzigs
Beitrag zur Frage der Mehrsprachigkeit und die angeregte Diskussion im Anschluss möchten wir
mit dieser Publikation einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen. Wir wünschen Ihnen eine
anregende Lektüre!