(Vorwort von Anton Zeilinger): Die COVID-19-Pandemie hat unser Leben der letzten Jahre in
ungeahnter Weise beherrscht und beeinträchtigt. Sie hat uns alle unsere Gesellschaft als Ganze
und alle ihre Subsysteme - Politik Wirtschaft Bildungswesen usw. - vor enorme
Herausforderungen gestellt. In besonderer Weise gilt dies für die Wissenschaft. Es ist nicht
übertrieben zu sagen dass auf ihr in dieser Krisensituation die ganze Hoffnung der
Öffentlichkeit ruhte - und ruht - das Virus und seine Auswirkungen möglichst rasch und
möglichst gut in den Griff zu bekommen: durch die Erforschung der virologischen und
epidemischen Abläufe durch die Entwicklung von Impfstoffen von Medikamenten. Die medizinische
Forschung ist wie nie zuvor ins Zentrum des Geschehens gerückt. Doch die Wissenschaft insgesamt
steht heute im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Sie führt in der Corona-Krise ihren
eigenen Lernprozess sozusagen live und in Echtzeit vor wie das der Soziologe Alexander Bogner
formuliert hat. Er spricht von der Corona-Krise als einer Sternstunde der Wissenschaft - eine
Formulierung nicht ohne versteckten Doppelsinn kommt doch der Begriff der Sternstunde aus der
Astrologie und damit aus einem vorwissenschaftlichen Weltbild. Die Konfliktlinien entlang von
Falschinformationen Fehlinterpretationen Wissenschaftszweifel die sich in den letzten zwei
Jahren auch gezeigt haben sind damit angedeutet. Die Österreichische Akademie der
Wissenschaften sieht sich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft Politik und
Öffentlichkeit in einer besonderen Verantwortung die Rolle der Wissenschaft in dieser
Situation gründlich zu reflektieren. Sie hat 2018 die Tradition der wissenschaftlichen
Preisfrage erfolgreich wiederbelebt die ursprünglich auf das 17. Jahrhundert zurückgeht. Nach
Ausbruch der COVID-19-Pandemie galt im Juni 2020 die Ausschreibung einer neuen Preisfrage dem
Thema: Was kann die Wissenschaft bei Pandemien leisten? Zu dieser Frage erreichten die Akademie
nicht weniger als 120 Einreichungen. Die besten drei Beiträge wurden prämiert und in unserer
Broschürenreihe Forschung und Gesellschaft veröffentlicht. Der erste Preis ging an den
Soziologen Alexander Bogner Mitarbeiter des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW
aus dessen Essay oben zitiert wurde. (Die Preiskommission agierte selbstverständlich völlig
unabhängig von der Akademie.) Es schien naheliegend das wichtige Thema über die Preisfrage
hinaus auch im Rahmen eines internationalen Symposiums mit namhaften Expert inn en zu erörtern.
Ich freue mich ganz besonders dass wir die Gesellschaft der Ärzte in Wien mit der die
Akademie in historischer Verbindung steht für eine gemeinsame Veranstaltung gewinnen konnten.
Die Vorträge und Diskussionsbeiträge zur Tagung die den facettenreichen Themenkomplex aus
verschiedenen Blickwinkeln ausloten sind in dieser Broschüre versammelt. (Den Link zum
kostenlosen Gesamt-PDF finden Sie am Ende dieser Seite sowie unter weiterführende Links)