Als im Frühling 2020 die Welt zum Stillstand kam und auch die Erde durchzuatmen schien las
Marica Bodrozic zwei Monate lang auf ihrem Balkon jeden Abend Rilkes Gedicht Der Panther.
Wilder als alles Vergängliche schreibt sie der eigenen Eingesperrtheit zum Trotz sei der
Wunsch des Menschen in Freiheit zu leben. Was aber können wir tun wenn wir gar nichts mehr tun
können? Dieser hybride Text tastet die seelischen Landschaften ab die nur ein radikaler
Rückzug möglich macht. Offenbar werden dabei nicht nur die eigenen schmerzverzahnten
Lebensthemen sondern auch die daraus funkensprühende Sprache der Transzendenz. Marica Bodrozic
ist schreibend den kathartischen Weg der Mystiker und Philosophen gegangen und hat auf den
geistigen Spuren u. a. von Teresa von Avila und Vladimir Jankélévich den Eingang in ihre
innere Burg gefunden. Entstanden ist dabei eine philosophische Reflexion über die Kraft der
Grenze und des Schweigens über Nähe und Liebe über die Erfahrung von körperlichem Schmerz und
die hinter dem Schmerz sprechende Syntax der Heilung. Dieser Essay ist Anrufung und Gebet eine
Feier der Langsamkeit und Genauigkeit ein Niederknien vor der Gnade und den Verwandlungen des
Lebens. Hellfühlig rigoros poetisch und politisch zugleich erzählt dieser Text davon auf
welche Weise jeder einzelne Mensch zählt und dass sein Wert nicht verhandelbar ist.