Das Spiel von Verhüllung und Enthüllung Je rigider die Sexualmoral desto mehr Erotik in der
Kunst Das Heilige ist das Heilige - und das Nackte ist das Nackte. Doch dieser Versuch
Sexualität und heilige Orte bzw. Räume des religiösen Erlebens strikt voneinander zu trennen
scheitert unweigerlich. Die Sexualität ist eine starke Kraft und sie sucht sich ihren Weg
manchmal auch ganz unerwartet. Das finstere Mittelalter war keineswegs so finster wie man
glaubt und die Neuzeit alles andere als liberal. Die Kulturgeschichte zeigt deutlich: Je
rigider die Sexualmoral einer Gesellschaft desto nackter werden die Heiligen in der
katholischen Bilderwelt umso mehr blitzt der Busen der büßenden Maria Magdalena unter ihren
langen Haaren hervor. Diese Heilige wurde zum Prototyp der Projektionsfläche für
Männerphantasien für Frauen war es eher der hl. Sebastian. Das zunehmende Moralisieren machte
jedenfalls die Sache erst recht interessant. War früher vor der Moral alles ungezwungener und
"natürlicher"? Oder ist dieses "Goldene Zeitalter" nur Phantasie? Der Autor zeigt in seinem
Gang durch die Kulturgeschichte dass das Nackte immer schon aufregend war und gerade im
Spannungsfeld zum Heiligen zeigt sich das Spiel von Lust und Würde. Es ist eine Spannung die
manchmal über die Grenze ging andererseits aber auch in den ästhetisch ansprechenden Werken
viel zur Versinnlichung des Glaubens beigetragen hat. Tipp: Lebendige Aufarbeitung aus
religiöser und kultureller Sicht "Sex sells" - offensichtlich auch unter den Heiligen