Noch nie war das Jodeln so populär und kulturverbindend wie seit dem Beginn des 21.
Jahrhunderts. Allerdings war dem Jodeln diese in allen Gesellschaftsschichten wirksame und
transnationale Vermittlerrolle nicht immer eigen: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wurde es zur Begründung kultureller und nationaler Abgrenzungen instrumentalisiert wobei
strenge Jodelexperten in einer einseitig geführten Debatte zwischen dem richtigen
ursprünglichen Jodeln der Bergbevölkerung und dem falschen gekünstelten Jodeln auf der Bühne
das in der Schweiz als Tirolerei beschimpft wurde unterschieden. Noch bis Ende des 20.
Jahrhunderts galt das Jodeln als eine Art musikalischer Patriotismus doch scheint es den
Aktivistinnen und Aktivisten der Neuen Jodelbewegung nun gelungen zu sein die Altlasten dieser
besonderen Gesangsart ganz nach dem Motto Jodle dich frei abzulegen.Die Jodelgeschichte der
letzten zweihundert Jahre lässt erkennen dass das Jodeln immer schon Teil
vonKulturtransferprozessen war. Dadurch ergibt das registerwechselnde Singen in den Alpen ein
interessantes und wegweisendes Untersuchungsmaterial an dem gesellschaftspolitische Änderungen
nachvollzogen und die wechselseitigen Auswirkungen zwischen Gesellschaft und Musik untersucht
werden können. In der vorliegenden Studie werden die historischen Entwicklungen des Jodelns in
der Schweiz und in Tirol sowie ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten miteinander verglichen
wofür schriftliche Quellen Notationen Bildquellen früheste Aufnahmen sowie die Resultate
aktueller Feldforschungen ausgewertet werden. Den Aspekten der Authentizität Nationalidentität
und des Kulturtransfers in der Volks- und Popularmusik kommt dabei besondere Bedeutung zu.