Das Ende des Ersten Weltkrieges und der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie setzten einen
Transformationsprozess in Gang der das Machtgefüge Mitteleuropas nachhaltig veränderte. Die
schon seit längerem kontrovers diskutierten staatlichen politischen gesellschaftlichen und
sozialen Fragen wurden vor dem Hintergrund der neuen Machtverhältnisse einem tiefgreifenden
Veränderungsprozess unterzogen. Innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne entschied sich die
Zukunft von Staaten und Nationalitäten unzählige individuelle Schicksale sollten davon
nachhaltig beeinflusst werden. Die Welt von Gestern so wie Stefan Zweig sie beschrieben hatte
war endgültig untergegangen. Binnengrenzen wie im niederösterreichisch-mährischen Raum
wandelten sich zu Staatsgrenzen deren Behauptung eindringliche Interessenskonflikte
heraufbeschwor. Unter dem Einsatz militärischer Mittel - die sich im Vergleich mit den
Dimensionen des eben erst zu Ende gegangenen Weltkrieges allerdings als äußerst bescheiden
ausnahmen - versuchten die deutschösterreichische und die tschechoslowakische Seite die
Entscheidung über die staatliche Zugehörigkeit Südmährens jedoch möglichst unblutig
vonstattengehen zu lassen. Vor dem Hintergrund der machtpolitischen und militärischen
Konstellation musste der Ausgang dieses Konflikts für weitsichtige Zeitgenossen eindeutig sein.
Tiefgreifende Demoralisierung beunruhigende Versorgungsengpässe mangelnde politische
Stabilität die drohende Furcht vor der erneuten Entfesselung der Kriegsfurie und die Angst vor
einer sozialen Revolution hemmten das junge Deutschösterreich einen Waffengang gegen den
nördlichen Nachbarn zu unternehmen. Beim Einsatz staatlicher Gewalt verstanden es die Tschechen
wiederum ihren völkerrechtlichen Status als Siegermacht geschickt auszuspielen wodurch sie
jede Intervention Wiens von Beginn an verunmöglichten. Die tschechoslowakische Seite hat das
politische Momentum ergriffen und war nicht bereit dieses aus der Hand zu geben.