Im Jahr 1956 erreichten die politischen Systemkrisen der kommunistischen Diktaturen in Polen
und Ungarn einen Höhepunkt. Aus dem Blickwinkel des österreichischen Außenamts und seiner
Diplomaten spannt der vorliegende Band den Bogen von der Etablierung der ungarischen
Volksrepublik in den späten 1940er Jahren bis zum Volksaufstand und dessen Folgen 1956 57. Die
österreichischen diplomatischen Akten widerspiegeln sowohl die von Beginn an vorhandenen
Krisenphänomene des Sowjetsystems und die mangelnde Abwehrkraft der ungarischen Gesellschaft
gegenüber einer autoritär-diktatorischen Führung als auch den außenpolitischen Kontext im
Zusammenhang mit der Stellung Ungarns innerhalb des Ostblocks. Über das Auf und Ab der
zwischenstaatlichen Beziehungen geben die Akten der österreichischen Gesandtschaft in Budapest
Aufschlüsse aus erster Hand. Sie beschreiben die systematische Abschottung Ungarns vom Westen
zu Beginn der 1950er Jahre die Errichtung des Eisernen Vorhangs und die allmähliche Annäherung
an Österreich nach Stalins Tod 1953 aber auch den Stillstand in den Beziehungen nach der Zäsur
im Herbst 1956.