Clemens J. Setz unternimmt in seiner Rede einen Ausflug in die Gefilde des Wrestlings. Nicht
weil die Tage der deutschsprachigen Literatur von außen vielleicht aussehen »wie ein
wrestlingartiges Ereignis ein Kampf nicht Gut vs. Böse sondern Gut vs. Schlecht ein Royal
Rumble sozusagen bei dem die Konkurrenten nach und nach aus dem Ring geworfen werden bis am
Ende einer siegreich übrig bleibt«. Nein das wäre »ein unvollständiges falsches Bild.«
Vielmehr geht es ihm um Fiktionen ums Erzählen - »Der Kampf des Guten gegen das Böse ist die
ewige Erzählung des Wrestling ganz ähnlich wie in der Weltliteratur und Kayfabe ist der
Klebstoff der alles im Innersten zusammenhält.« - und um die Tücken die die Verwechslung von
Fiktion und Wirklichkeit und das (Fest-)Schreiben von Rollen bereithalten.»Kayfabe« ist die
Vereinbarung zwischen Wrestlern und ihren Promotern nicht aus den Rollen zu fallen die ihnen
»von kompetenter Schreiberhand« in Storylines zugewiesen wurden: Der gute Wrestler und der böse
Wrestler haben nicht nur während der Kämpfe ihre schauspielerischen Missionen zu erfüllen: »Das
Prinzip Kayfabe wird in den großen Wrestlingverbänden zum Teil so dogmatisch umgesetzt dass
viele Profiwrestler in ihrem privaten Leben die vom Management über sie verhängte Persona wie
selbstverständlich weiterspielen und sogar ausbauen. Sie vergessen nach und nach ihre Taufnamen
und denken und sprechen über sich nur noch mit ihrem stage name ähnlich ihrem großen Vorfahren
aus alter Zeit dem Don Quijote de la Mancha der ja eigentlich der Señor Alonso Quijano war.«
Clemens J. Setz bringt einige Beispiele »für die oft verblüffende Machtübernahme von Kayfabe im
realen Leben eines Menschen« darunter solche aus Literatur Sport und Film aber auch ein
Rückblick (Fiktion oder Wirklichkeit?) auf seine eigenen jungen Jahre und ein Video mit H. C.
Strache das mittlerweile durch ein auf Ibiza gedrehtes getoppt und von der Wirklichkeit
eingeholt wurde. Kayfabe wird für den Autor letztlich »zu einem unvermeidlichen und
essentiellen Werkzeug der Weltwahrnehmung« - oder zu einem Instrument der Analyse von
Storylines die allüberall von Traditionen Firmen Marketing-Agenturen oder der Politik
verfasst werden und Blüten der Selbstverwechslung treiben bis so mancher mitunter nicht mehr
recht weiß wer ihn eigentlich schreibt.