Zu Zeiten als meine Mutter Eve am Leben war habe ich mir stets gewünscht nach Osnabrück zu
fahren in die Stadt der Familie meiner Mutter der Jonas. Und jetzt wo niemand mehr da ist
und das Gedächtnis sucht wo in wem es Zuflucht finden kann jetzt wo es zu spät ist da ist
es an dir hinzufahren sagt mir das Schicksal Hüter der genealogischen Mysterien.Nach
Osnabrück fahren ist wie nach Jerusalem fahren ist verlieren und finden. Es heißt Geheimnisse
ausgraben Tote auferwecken Stummen das Wort geben. Und es heißt die absolute Freiheit
verlieren nach Belieben Jude oder Jüdin zu sein oder nicht zu sein eine Freiheit die ich
bedingt genieße.Ich frage Omi warum sie nicht 1930 mit ihren Töchtern abgehauen ist. Und 1933?
Und 1935? Natürlich antwortet sie nicht. Als Omi ihren Bruder Andreas fragt: Worauf wartest du
in Osnabrück? Was machst du 1941 und bis zum Zug von 1942?' regt sich zwischen den
Pflastersteinen eine Stimme es ist Andreas der raunt ich warte auf den Tod am Bahnhof von
Osnabrück. Rührt nicht an meine Asche.Auf den Straßen hauchen aus Schweigen geschnitzt die
scheuen Gespensterstimmen: steige hinab zu den Aschen hinter dem Vorhang.Ich bin hinter den
Vorhang gegangen und habe beim Geheimnis meine Erbschaft an Tragödien eingefordert.