Die Gabe des Menschen sich etwas vorzumachen ist unerschöpflich. Nur wenige Autoren der
Weltliteratur haben diese Erfindungsgabe so herrlich indiskret bloßgelegt wie Italo Svevo. Die
erheiternden Vivisektionen seines Zeno Cosini leuchten das Bewusstseinslabyrinth des modernen
Mannes bis in die hintersten Winkel aus. In jeder Hinsicht eine Offenbarung! Signore Cosini ist
siebenundfünfzig Jahre alt und kann auf eine beeindruckende Bilanz ungenutzter Chancen und
verpasster Gelegenheiten zurückblicken. Einerlei ob er eine gute Partie machen wollte oder
bloß versuchte sich das Rauchen abzugewöhnen ob er sich in der Geschäftswelt engagierte oder
auf ein erotisches Abenteuer aus war - ein ums andere Mal schlug ihm das Schicksal ein
Schnippchen. Nichtraucher ist er mit knapp sechzig immer noch nicht und seine Frau hat er nur
deshalb geheiratet weil deren Schwestern ihn zuvor abgewiesen hatten. Da sich das Un-Perfekte
jedoch mitunter als Glücksfall herausstellt ist es Svevos Kleinstadtneurotiker wider Erwarten
vergönnt chronisches Unvermögen zur höheren Lebenskunst zu veredeln.