«Nicht der letzte Autor des neuzehnten sondern der erste des zwanzigsten Jahrhunderts»
(Florian Illies) Knisternde Sommerkleider Meeresschaum und glitzernder Sand - ein entlegener
Badeort an der Ostsee und seine malerischen Dünen sind Schauplatz von Keyserlings berühmtestem
Roman. In flirrender Hitze entspinnt sich ein Beziehungsgeflecht von hoher atmosphärischer
Dichte und subtiler Dramatik. Generalin von Palikow hat ihre Familie zur Sommerfrische an die
Ostsee geladen. Um die preußisch-strenge Gastgeberin scharen sich ihre Tochter Baronin von
Buttlär samt Ehemann deren halbwüchsige Kinder und der Schwiegersohn in spe. In den Fokus der
durch Müßiggang geschärften Aufmerksamkeit gerät rasch die ebenso anmutige wie selbstbewusste
Gräfin Doralice. Ihr scheinbar unkonventionelles Leben an der Seite des Malers Hans Grill weckt
das Interesse und beschäftigt die Phantasien der Feriengesellschaft. Lang verborgene Sehnsüchte
werden zum immer gleichen Rhythmus der Wellen an die Oberfläche gespült - bis am Ende der
Urlaubstage nichts ist wie es einmal war. Gleich allen seinen Werken bezaubert auch dieser
Roman Eduard von Keyserlings (1855-1918) durch eine Atmosphäre praller Sinnlichkeit
wechselseitige Spiegelungen von Innen- und Außenwelt und durch erzählerische Raffinesse. Wie
leicht sich bei aller Stimmungskunst die Ironie übersehen lässt mit der «Wellen» gleichsam
unter der Hand zum zeitkritischen «antiutopischen Manifest» gerät beschreibt Florian Illies
in seinem Nachwort zu dieser Ausgabe. Ideale Sommerlektüre: atmosphärisch dicht sinnlich
anrührend