Die uns vertraute repräsentative Demokratie mit der Möglichkeit alle vier oder fünf Jahre
politische Parteien oder deren persönliche Repräsentanten zu wählen hat unter anderem den
Mangel dass sie demokratische Entscheidungen über die materiellen Infrastrukturen der
Gesellschaft nicht wirklich zulässt: wie etwa die Mobilität oder die Energieversorgung oder
auch wie die Organisation von Landwirtschaft und Ernährung in Zukunft aussehen soll. Die
Möglichkeit zu ökonomischen Proportionswahlen würde das ändern: Die Bürgerinnen und Bürger
bekämen das Recht direkt darüber zu entscheiden wie sich künftig die Proportionen z. B.
zwischen individuellem Autoverkehr und öffentlichem Nah- und Fernverkehr gestalten sollten. Des
Weiteren liefert das Buch eine Argumentation zu einer Thematik die viel mehr Aufmerksamkeit
verdient als sich bisher in den wissenschaftlichen wie politischen Debatten und Texten zeigt:
zur Unterscheidung von Marktwirtschaft und Kapitalismus. Der grenzenlose Drang zur permanenten
und möglichst immer rentableren Kapitalverwertung in Kombination mit sehr spezifischen
Eigentumsverhältnissen und daraus resultierenden sozialen Verwerfungen resultiert mitnichten
aus dem marktwirtschaftlichen Koordinationsmechanismus. Michael Jäger erläutert inwiefern der
sonst so weitsichtige Karl Marx es an diesem Punkt nicht zu wirklicher Klarheit gebracht hat.
Wenn sich die Märkte von Proportionswahlen regieren ließen so die Argumentation ließen sich
die Kriterien der Marxschen Theorie erfüllen. Für Michael Jäger wäre das nichts weniger als
eine Revolution ohne Sturm auf die Bastille oder aufs Winterpalais. Aus dem Geleitwort von
Reinhard Pfriem