Kein Reprint aus dem 19. Jh. sondern neu erfasst und layoutet. Henry George der bedeutende
Bodenreform-Theoretiker wurde verschiedentlich als der letzte große klassische Ökonom
bezeichnet. Das Hauptwerk von Henry George war über Dekaden hinweg eines der am meisten
gelesenen Bücher. Die auf den Arbeiten von Henry George beruhende Denkschule wird auch
"Geoklassik" genannt. Ausgangspunkt seiner Untersuchungen war die Fragestellung warum gerade
in den sich entwickelnden Industriegesellschaften trotz eines enormen Anstiegs der
Produktivität die Armut überhandnahm. Henry George nahm dabei in vielerlei Hinsicht die Ideen
der französischen Physiokraten wieder auf ging allerdings gedanklich weit über diese hinaus.
Er betrachtete - ähnlich wie die Physiokraten - Boden (incl. Natur) und Arbeit als die
originären und Kapital lediglich als einen abgeleiteten Produktionsfaktor. Damit steht das
Werk von Henry George der neoklassischen Lehre diametral entgegen welche die bis heute
weitgehend "bodenlose" Wirtschaftswissenschaft prägt. Obwohl Henry George zwar das
Privateigentum an Grund und Boden grundsätzlich ablehnte wollte er es aus
politisch-pragmatischen Gründen nicht abschaffen. Stattdessen sollte es über die Wegsteuerung
der Bodenerträge "entkernt" werden. Zwar ist in Deutschland das Werk von Henry George
weitgehend in Vergessenheit geraten doch hat es v.a. in den angelsächsischen Ländern einen
bleibenden Eindruck hinterlassen. Darüber hinaus beinhaltet insbesondere die ökonomische
Verfassung der asiatischen "Tigerstaaten" geoklassische Elemente. Allen voran zu nennen sind
Hong Kong und Singapur die ihre Staatsfinanzen zu einem großen Teil aus der Abschöpfung der
Erträge und Werte des vornehmlich in staatlichem Eigentum liegenden Bodens bestreiten und im
Gegenzug die konventionellen Steuern minimiert haben. So konnten sich diese Standorte innerhalb
weniger Jahrzehnte von unbedeutenden Ansiedlungen zu Weltzentren von Handel und Finanzen
entwickeln. Diese Ausgabe von "Fortschritt und Armut" macht das Hauptwerk von Henry George
nach vielen Jahrzehnten erneut in deutscher Sprache zugänglich.