System change kann man allenthalben auf den Demos der Klimagerechtigkeitsbewegung hören. Das
vorliegende Buch zeigt auf worin dieser Systemwandel bestehen müsste. Pointiert und mit guten
Argumenten macht der Autor deutlich dass nicht nur der Kapitalismus sondern auch die
Industriegesellschaft wie wir sie kennen zur Disposition steht. Echte Klimapolitik darf nicht
einfach auf ein technisches Problem reduziert werden. Es geht nicht bloß um einen schnelleren
Ausbau erneuerbarer Energien und eine andere Infrastruktur. Eine ökologisch nachhaltige
Wirtschaft wird unter dem Strich mit wesentlich weniger Nettoenergie und wesentlich weniger
Rohstoffen auskommen müssen. Die Herausforderung für uns lautet: Wie gestalten wir eine
solidarische Gesellschaft auf einer deutlich schmaleren materiellen Basis?
Menschheitsgeschichtlich betrachtet erweisen sich die kaum drei Jahrhunderte der
Industrialisierung als Singularität die nicht in die Zukunft extrapoliert werden können.
Einzig die Rückkehr zum menschlichen Maß weist uns den Weg aus der verhängnisvollen Geschichte
des naturzerstörenden Industrialismus. Der Autor zeigt detailliert auf dass der Ökostrom bei
Weitem nicht reicht dass er das was uns jetzt noch auf fossiler Basis zur Verfügung steht
keineswegs substituieren kann. Eine Industriegesellschaft auf unserem Niveau lässt sich damit
nicht mehr aufrechterhalten. Technische Lösungen die mit immer mehr Aufwand an Ressourcen
einen Ausweg aus unserem Dilemma versprechen (Kernfusion CO2-Verpressung Geo-Engineering)
entlarvt der Autor als Sackgassen. Ein geplanter Schrumpfungsprozess ist der einzige Ausweg aus
der Klimakatastrophe. Angesichts dieser Herausforderung müssen aber rein marktkonforme
Instrumente wie Ökosteuern oder Emissionshandel versagen. Der Autor gibt Hinweise auf rasch
umzusetzende ordnungspolitische Maßnahmen der industriellen Abrüstung auf die es jetzt ankäme.
Und er zeigt wie man das so gestalten kann dass niemand um seine materielle Existenz bangen
muss und dass es gerecht dabei zugeht. Wie aber entfalten wir den nötigen politischen Druck?
Kritisch setzt sich der Autor mit dem geforderten Labour turn der Klimagerechtigkeitsbewegung
auseinander die den ArbeiterInnen Besitzstandswahrung verspricht. In den reichen
Industrieländern kann ökologische Nachhaltigkeit nur Deprivilegierung bedeuten.
Erfolgversprechend könnte der Aktionismus des radikalisierten Teils der
Klimagerechtigkeitsbewegung sein. Allerdings müssten ihre Aktionen auch einer entsprechend
radikalen Vorstellung von der Transformation entsprechen die uns bevorsteht. Und ihr ziviler
Ungehorsam müsste sich mit einer Lebenspraxis verbinden die sich als Widerstand gegen den
herrschenden systemstabilisierenden Konsumismus begreift.