IIm ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erlebte das Atelier als Ort der Inspiration und
Werkgenese eine weitreichende Aufwertung. Die Sakralisierung des Künstlers in der Romantik
führte in der Öffentlichkeit zu einem gesteigerten Interesse am Ursprungsort der Kunst und zu
den ersten Bemühungen die Häuser berühmter Maler und Bildhauer allgemein zugänglich zu machen.
Seitdem wurden nicht nur die Ateliers alter Meister und Künstlerfürsten musealisiert. Auch
zahlreiche Studios aus dem 20. Jahrhundert wurden konserviert transloziert oder rekonstruiert
- wie zum Beispiel das Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence die Werkstätten von Barbara
Hepworth in Cornwall oder die legendäre Hütte von Jackson Pollock auf Long Island. Die
vorliegende Publikation bietet zum ersten Mal eine Übersicht über sämtliche Entwicklungsphasen
des musealisierten Ateliers in Europa und Nordamerika sowie eine thematisch differenzierte und
vertiefte Darstellung des Phänomens in Bezug auf Studios der Moderne und Postmoderne. Anhand
ausgesuchter Schaffensorte werden unterschiedliche Musealisierungsformen aufgezeigt und dabei
wesentliche Punkte beleuchtet die sich aus der jeweiligen Transformation des ursprünglich
aktiv und privat genutzten Ateliers in ein meist posthum und statisch angelegtes
Besichtigungsziel herauskristallisieren.Einen übergeordneten Aspekt liefert schließlich die
Frage nach dem wissenschaftlichen Wert musealisierter Künstlerstudios - die Frage nach dem
Aussagegehalt dieser Räume im Hinblick auf das dort entstandene Werk.