Liebe Mina und Willi! Lobet Gott und haltet seine Gebote! Ich habe den guten Kampf des Glaubens
gekämpft ich habe den Glauben bewahrt! Ich will euch liebe Mina nun schreiben dass ich zum
letzten Mal schreibe. Aber herzlich möchte ich dich bitten sei stark vertraue auf Gott damit
du noch Willi als Stütze dienst. Es war nicht möglich dich früher zu verständigen ich habe es
heute Abend 7 Uhr selbst erst erfahren. Gott hat es nun wohlgefallen dass ich meinen Lauf auf
dieser Erde beende. Seid nun nicht betrübt oder verzagt sondern danket Gott dass er mir Kraft
gegeben hat alles zu tragen. Hier kann ich ja nicht alles mehr schreiben was ich wünsche da
ja der Raum zu klein ist. [...] Liebe Mina ich habe keinen Augenblick gezweifelt bis auf den
heutigen Tag und bin auch völlig innerlich befriedigt bis zur letzten Stunde. Ich weiß dass
ich nur für Gott und seine Sache gekämpft habe doch bin ich nicht der Erste der nicht
verstanden wird. Es ist nun gut liebe Mina dass ich hier bin so gern ich von dir noch
Abschied genommen hätte aber für dich währe es bestimmt schwerer und so hat es Gott zugelassen
dass wir uns in Heilbronn zum letzten Mal gesehen haben. [...] Das Urteil wird am 11.
vollstreckt also bis der Brief ankommt bin ich von Erden erlöst. [...] Grüße alle Bekannten
von mir herzlich und viel Kraft [...] Also Paula sagst herzliche Grüße und macht euch das Leben
nicht schwer. Gott gebe euch Kraft sowie auch mir dass ich bis zur letzten Stunde stehen darf.
Lebt wohl im Herrn und vertraut auf Gott und Willi sei immer der Mutter gehorsam so wird dich
Gott behüten. Letzten Gruß von euerem Wilhelm. (Abschiedsbrief von Wilhelm Schenk hingerichtet
wegen Wehrdienstverweigerung am 11. November 1939 in Berlin-Plötzensee)