Anarchie ist ein schillernder Begriff der zu positiven wie negativen Stellungnahmen
herausfordert: Die Abwesenheit von Herrschaft Macht und Gesetz empfinden manche als befreiend
und glückverheißend andere als bedrohlich und zerstörerisch. Im 19. Jahrhundert entwickelt
sich das Konzept der Anarchie zur ernstzunehmenden gesellschaftspolitischen Alternative und ist
seither nie mehr ganz verschwunden. Es stellt sich daher die Frage inwieweit sich
anarchistische Ideen in Literatur und Kunst widerspiegeln und welche Bedeutung wiederum den
Künsten für die Verbreitung anarchistischer Konzepte zukommt. Unabhängig von
gesellschaftspolitischen Implikationen kann die Kunst zudem als ein per se anarchischer Bereich
aufgefasst werden. Dieses Buch beleuchtet das Verhältnis von Anarchie und Ästhetik in
exemplarischen einander ergänzenden Einzelstudien. Der zeitliche Bogen spannt sich von den
1870er Jahren bis zur Gegenwart den Schwerpunkt bildet das Frankreich des 19. und 20.
Jahrhunderts.