Was ist vom wirkmächtigen bis in die Antike zurückreichenden Ideal einer stoischen
Lebensführung heute noch geblieben? Ist in Zeiten zunehmender Extreme und Katastrophen ein
ausgewogenes auf Vermittlung bedachtes Leben überhaupt möglich oder bleibt uns nur den
Verlust der Gelassenheit zu verzeichnen den Absturz in die Unversöhnlichkeit in gleichgültige
lähmende Vereinzelung? In einer faszinierenden Tour de Force beschreibt Helmut Lethen die
Suche nach Möglichkeiten der Gelassenheit von der Kältewelt des Barock bis zu den Kriegen der
Gegenwart zeigt dabei aber auch wie stoische Prinzipien Schiffbruch erlitten haben und die
Parole 'Du musst dein Leben führen!' heute kaum mehr eine Chance hat. Die Forderung nach
'Wehrtüchtigkeit' trifft auf Körper die dazu nicht taugen. Die Spannung von Empathie und
sachlicher Distanzierung überfordert die Menschen schon vor dem Fernseher. Wie ist eine
Lebenspraxis des Ausgleichs heute möglich? Immer wieder kehrt Helmut Lethen dabei zu eigenen
Erfahrungen und Beobachtungen unserer Gegenwart zurück - was diesen eindringlichen
gedankenfunkelnden Essay nicht zuletzt zu einem sehr persönlichen Lebensbuch macht.