Vom freundlichen Dorfe Mayenfeld führt ein Fußweg durch grüne baumreiche Fluren bis zum Fuße
der Höhen die von dieser Seite groß und ernst auf das Tal herniederschauen. Wo der Fußweg zu
steigen anfängt beginnt bald Heideland mit dem kurzen Gras und den kräftigen Bergkräutern dem
Kommenden entgegenzuduften denn der Fußweg geht steil und direkt zu den Alpen hinauf. Auf
diesem schmalen Bergpfade stieg am hellen sonnigen Junimorgen ein großes kräftig aussehendes
Mädchen dieses Berglandes hinan ein Kind an der Hand führend dessen Wangen so glühend waren
daß sie selbst die sonnverbrannte völlig braune Haut des Kindes flammendrot durchleuchteten.
Es war auch kein Wunder: das Kind war trotz der heißen Junisonne so verpackt als hätte es sich
eines bitteren Frostes zu erwehren. Das kleine Mädchen mochte kaum fünf Jahre zählen was aber
seine natürliche Gestalt war konnte man nicht ersehen denn es hatte sichtlich zwei wenn
nicht drei Kleider über einander angezogen und drüberhin ein großes rotes Baumwollentuch um
und um gebunden so daß die kleine Person eine völlig formlose Figur darstellte die in zwei
schwere mit Nägeln beschlagene Bergschuhe gesteckt sich heiß und mühsam den Berg
hinaufarbeitete. [...] Dieses ganz besondere Buch ist ein unveränderter Nachdruck der
Erstausgabe aus dem Jahr 1899 von der Schweizer Jugendschriftstellerin Johanna Spyri das
sofort zu einem großen Erfolg wurde. Heidi wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt und das Buch
auch mehrfach verfilmt.