Neuseeland ist eines der kolonialen Siedlungsländer deren Entwicklung durch spekulative
Bildung von Großgrundbesitz stark behindert worden ist. Anfangs der 90er Jahre war die
Latifundienbildung geradezu zu einer Kalamität geworden. Über die Hälfte der in Besitz
genommenen landwirtschaftlich benutzbaren Fläche des Landes war in Großgrundbesitzungen von
mehr als 2000 Acker Größe zerlegt die so gut wie brach lagen obwohl sie sich zur
Landwirtschaft im allgemeinen gut geeignet hätten. Dieser ungesunden Entwicklung gegenüber
bestand damals eine starke Nachfrage nach Land von seiten solcher Elemente die sich als
koloniale Farmer gut geeignet hätten. Die Landfrage hatte damit in Neuseeland eine Bedeutung
erlangt die über das auch bei kolonialen Neuländern gewöhnliche Maß hinausging. Innere
Kolonisation war nach fünfzigjährigem Bestehen der Kolonie zu einer unbedingten Notwendigkeit
geworden wollte man nicht darauf verzichten die Kolonie landwirtschaftlich zu einer
Entwicklung zu bringen die den natürlichen Bedingungen des Landes auch nur einigermaßen
entsprach. [...] Zur Bearbeitung der Frage nach der inneren Kolonisation Neuseelands begibt
sich W. Plügge zurück zur Bodenreform der 1890er Jahre und schlägt vergleichsweise einen Bogen
zu den bodenreformatorischen Gedanken großer Theoretiker in Großbritannien. Seinen Schwerpunkt
setzt Plügge auf den bodenreformatorischen Inhalt und Charakter der Ansiedelungs- und
Landgesetzgebung sowie auf deren Rückwirkung auf die Volkswirtschaft Neuseelands. Dieses Buch
ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1916.