Die nachfolgenden wissenschaftlichen Studien behandeln in selbstständiger Abrundung das was
nach meiner Überzeugung im ersten Buche jeder neuen unserm modernen Streben gerecht werdenden
Ästhetik seine Stelle finden müsste. Realistisch nenne ich diese Ästhetik weil sie unserm
gegenwärtigen Denken entsprechend nicht vom metaphysischen Standpunkte sondern vom realen
durch vorurteilsfreie Forschung bezeichneten ausgehen soll. Wie ich mir die Rolle des
besonnenen Realismus in unserer Literatur denke ist im ersten Kapitel ausführlich entwickelt
die übrigen behandeln einzelne Probleme an denen der Naturforscher und der Dichter gleich
grossen Anteil nehmen. Zurückweisen muss ich im Voraus alle Übertreibungen die man von
unberufener Seite an das Wort Realismus geknüpft hat. Der Realismus ist nicht gekommen die
bestehende Literatur in wüster Revolution zu zerstören sondern er bedeutet das einfache
Resultat einer langsamen Fortentwickelung [...] Wilhelm Bölsche (1861 1939) studierter
Archäologe und Kunsthistoriker legt hier eine Schrift vor mit der er Naturwissenschaftler und
Dichter zusammenbringen möchte. Er widmet sich der Rolle des besonnenen Realismus in der
Literatur um von dieser ausgehend eine realistische Ästhetik der Poesie zu erschaffen. Dieses
Buch ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1887.