In dem Rathhaussaal zu Hameln tagt des Raths wohledle Weisheit. Dicke Mauern deren Pfeiler
hochgeschwungne Bogen tragen Gürten die gewölbte Halle. An der Decke ist der Himmel abgemalt
mit Mond und Sternen Wie die Sonne aus den Wolken strahlt herab das Gottesauge des zum Zeichen
daß auch alles was in diesem Saale vorgeht der Allgegenwärt'ge schauet. An der Wandung
breit'ster Fläche ist des heil'gen Bonifacii dem das alte Stift geweiht ist irdische Mission
geschildert wie die Heiden er bekehret hier die Donnereiche fället dort von Friesen wird
erschlagen. Und in einem andern Felde wie Bernhardus Graf von Bühren von Angarien auch
genannt wohl und Christina seine Gattin mit dem schatzbeladnen Esel betend stehen und
geloben eine Kirche da zu bauen wo sich Bruder Langohr müde oder faul zur Ruhe strecke. Hier
just blieb der Esel liegen und auf so geweihtem Boden gründeten sie Bonifacio eine Stätte die
mit Mönchen aus dem Orden Benedicti segenspendend er besetzte. Eine kleine Stufe höher als des
Saales grauer Estrich abgesperrt durch eine Schranke steht der Sitzungstisch des Rathes
drauf des Heilands Bild am Kreuze und das Stadtbuch der Donat Hameln's Codex statutorum. Um
den Tisch im Halbkreis sitzen auf den lederüberzognen hochgelehnten Polsterstühlen die zwölf
Rathsherrn und den Vorsitz führ Herr Wichard Gruwelholt Hameln's wackrer Bürgermeister. [...]
Der Rattenfänger von Hameln ist eine der bekanntesten deutschen Sagen. Dieses wundervolle Buch
ist ein unveränderter Nachdruck der seltenen Originalausgabe von 1884.