Die Tätigkeit Alberts von Soest fällt in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Diese Angabe
genügt um im allgemeinen zu wissen was man in künstlerischer Hinsicht zu erwarten hat
nämlich keine selbstständige frische Persönlichkeit. Dennoch ist die Beschäftigung mit unserem
Meister abgesehen davon dass überhaupt eine Lücke ausgefüllt wird nicht uninteressant weil
die eigentümliche Art der Kunstverhältnisse jener Epoche welche erst kürzlich Konrad Lange
richtig gewürdigt hat bestätigt und ergänzt wird. Freilich kann man die Arbeit nicht als
abgeschlossen und nicht als Biographie im eigentlichen Sinne betrachten. Dieses oder jenes Werk
wird noch hinzukommen die Datierung sicherer begründet und das urkundliche Material
vervollständigt werden. Vor allem war es noch nicht möglich die Arbeiten des Meisters im
Zusammenhange mit anderen der Zeit genügend zu würdigen da es vorläufig fast überall an den
nötigen Vorarbeiten fehlt. Das Material ist bei Weitem nicht hinreichend gesammelt noch viel
weniger gesichtet. Die Handbücher gehen mit dem unbehaglichen Gefühl : nescimus möglichst kurz
über die Zeit hinweg. Das Geburtsjahr und der Geburtsort des Meisters sind unbe- kannt. Der
Name sowie eine ausführliche Bezeichnung im Sitzungszimmer des Rathauses in Lüneburg: Albertus
Suzatienus die man unbefangen als der Soester die Ortsherkunft bezeichnend übersetzen muss
legt es nahe Soest als seine Vaterstadt anzusehen. Dortige Nachforschungen haben aber nichts
ergeben und für die vor Jahren ausgesprochene Vermutung dass unser Meister der Sohn Heinrich
Aldegrevers sei ist ebenfalls keine Bestätigung gefunden worden. Nun findet sich aber der Name
von Soest in den 60er Jahren des Jahrhunderts in Lüneburg selbst: 1565 wird nämlich ein
gewisser Härmen von Soest der Stadt verwiesen und das ließe die Möglichkeit zu dass unser
Albert nicht erst von Soest eingewandert ist sondern aus der in Lüneburg ansässigen Familie
stammt obwohl man vorläufig nichts Näheres darüber weiss. [...] Dieses Buch ist ein
unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1901.