Der Zweck der Malerei ist nicht blos für die Belustigung des Auges oder für das sanfte
Ergötzen. Weil dieses nun ein Hauptzweig derselben ist der dem menschlichen Verstande viele
Würde gibt und große Ehre macht. Ihr anderer Ast begreift Unterreicht in den Nötigen und
Nützlichen in sich der dem Adel der Sprache wenig nachgibt. Die Zeichnung verdient zwar
vorzüglich diesen Rang allein auch in den Farben liegt Annehmlichkeit Nutzen und
Notwendigkeit. Wilden Völkern rührt auch die Farbe wenn sie sich mit bunten Federn und
glänzenden Muscheln zieren. Farbe mit Zeichnung verbunden und die daraus entstehende herrliche
Wirkung ist wahrscheinlich so langsam wie der Menschen Verstand zu reifen pflegt zu der Höhe
gelanget worin sie jetzt ist. Denn es liegt viel Schönes in dem langsamen Wachstum des
Geschmacks ja man kann behaupten daß es ein Band der Liebe unter den Menschen sei. Man kann
die Malerei die zweite Natur und Schöpfung der Menschen nennen. Wahrscheinlicher Weise hat die
Malerei von der Zeichnung ihren Anfang genommen welche gemeiniglich auf eine glatte Fläche von
verschiedenen Materien verfertigt wird damit man den Stift leichter führen könne welcher die
Umrisse die Züge und die Stellung aller Gegenstände bezeichnen soll welche man auf
derselben vorstellen will. [...] Dieses historische Buch über die Malerei ist ein unveränderter
Nachdruck der historischen Originalausgabe aus dem Jahr 1792. Der interessierte Leser findet in
diesem Werk eine Abhandlung über die Geschichte der Malerei sowie historische Anregungen worin
man den Gebrauch der Farben nebst Zubereitung derselben nach systematischen Grundsätzen
bekannter Autoren sehr leicht erkennen und erlernen kann.