Durch die gelehrte Arbeit zweier Jahrtausende hat sich allmählich ein Material für die
Bibel-Auslegung angesammelt das kaum noch eine nennenswerte Vermehrung zuzulassen scheint. In
der Tat beschränkt sich auch die moderne Exegese mehr oder weniger darauf aus den vielen
ältern Meinungen diejenige auszuwählen die sich auf die besten Gründe stützt. Und doch wer
hat es versucht den Schleier zu lüften der das heilige Geheimnis der ebräischen Sage
verhüllt? Der Messias (denn in ihm hat dies Geheimnis seine Spitze) gilt den nachexilischen
Juden als Gründer eines weltlichen Reichs den ältesten Christen als Bringer des Himmelreichs
den modernen Dogmatikern als Tilger der Erbsünde und ist den heutigen Juden fast zum Schemen
verflüchtigt. Was aber war er der immer so heiss Ersehnte der Silo dem die Völker dienen
der Saul den sie suchen und den sie endlich als Seol im Tode finden was war er den Ebräern zu
Davids Zeit? Darauf geben die alten Rabbinen uns keine Antwort. Die vergleichende Mythologie
aber lehrt dass nicht nur die Verehrer Gottes als Jahveh einen Heiland erwarteten sondern
dass dasselbe auch die heidnischen Semiten ferner die Ägypter die Griechen die Inder und
Perser ja selbst die nordischen Germanen taten. [...] Dieses Buch ist ein Nachdruck der
historischen Originalausgabe von 1882.