Die Geschichte des Judentums weist in einer seiner bedeutungsvollsten Perioden in welcher es
sich wie es den Anschein haben möchte gleichsam mit Ausschluß der Öffentlichkeit aus einem
engen Nationalismus zu einem weitausblickenden Universalismus hervorzuringen begann eine
klaffende Lücke auf. Von dem Entwicklungsgang welchen das Judentum nach dem Exil bis zur
makkabäischen Erhebung durchgemacht hat wissen wir so viel wie nichts. Und doch fallen in
diese denkwürdige Epoche die großen und grundstürzenden durch den Welteroberer Alerander den
Grossen herbeigeführten Umwälzungen von denen auch Palästina als im Mittelpunkt der
Ereignisse liegend die neue geistige Werte dem Orient zuführten nicht unberührt geblieben
ist. Über das Schicksal der jüdischen Gemeinde in dem ersten Jahrhundert sagt Stade welches
zwischen Nehemias Statthalterschaft und dem Einbruch Alexanders in das persische Reich
verflossen ist durch welche ganz Vorderasien in eine neue Entwicklung hineingerissen wurde
erfahren wir aus dem Alten Testament direkt gar nichts. Und auch die geschichtliche
Überlieferung anderer Völker läßt uns für diesen Zeitraum in der Geschichte der Gemeinde völlig
im Stich. Ist dem aber wirklich so? Erzählt uns tatsächlich das Alte Testament nicht mehr wie
es im Judentum dieser und der nachfolgenden Epochen ausgesehen? Hat in Wirklichkeit die durch
Esra und Nehemia inaugurierte Herrschaft des Gesetzes alle Prophetie alle Inspiration erstickt
so daß im günstigsten Falle nur noch eine schwache und bald auch verlöschende reproduzierende
prophetische Schriftstellerei zurückgeblieben wäre? Dieses Buch ist ein Nachdruck der
historischen Originalausgabe von 1904.