Was das hier Mitgeteilte betrifft bin ich überall bestrebt gewesen sowohl durch Selbsthören
als auch durch Selbstdenken mir ein unabhängiges Urteil zu bilden. Wo mir nur Beschreibungen
anderer zur Verfügung standen habe ich dies ausdrücklich gesagt in der Regel bespreche ich
nur diejenigen lautlichen Erscheinungen die ich sehr viele Male und in den verschiedensten
Umgebungen gehört habe. Obgleich ich somit von der Genauigkeit der Beobachtungen überzeugt bin
wird der Leser gut tun sich in keinem einzelnen Fall blind auf mich zu verlassen sondern
alles immer wieder mit kompetenten Eingebornen zu prüfen. Es liegt in der Natur der Sprachlaute
dass man sie von sehr verschiedenen Gesichtspunkten aus behandeln kann. Der Akustiker
betrachtet die Laute nur als Schwingungen er spricht von Schallwellen und deren Fortpflanzung
im Raume und für ihn gibt es zwischen den Lauten die wir beim Sprechen benutzen und denen
die z. B. durch ein Saiteninstrument hervorgebracht werden keinen wesentlichen Unterschied.
Der Physiologe hinwiederum sieht in den Sprachlauten nur das Spiel von gewissen Muskeln und
Sehnen für ihn besteht zwischen den Bewegungen welche die Zunge im Dienste der Sprache und
denjenigen welche sie beim Kauen des Essens ausführt kein wesentlicher unterschied. Erst für
den Sprachforscher ist der Sprachlaut und die ihn hervorrufende Muskeltätigkeit ein Ganzes für
sich was er von allen übrigen Lauten und allen übrigen Muskeltätigkeiten wesentlich
unterscheidet. [...] Otto Jespersen bietet mit dem vorliegenden Werk einen umfassenden und
detailreichen Einblick in die Phonetik der Sprache. Dieses Buch ist ein unveränderter Nachdruck
der längst vergriffenen Originalausgabe von 1920.