Die kleine Schrift welche ich hiermit dem Leser an's Herz lege ist aus dem Bestreben
hervorgegangen der traurigen Lage der unglücklichen Schwach- und Blödsinnigen aufzuhelfen die
Leiden von Kranken zu lindern welche nicht klagen und das Wort für die zu ergreifen welche
ihre Sache nicht selbst führen können. Das Interesse für die Verbesserung der Lage der Schwach-
und Blödsinnigen in unserem Lande ist noch sehr neu und hat namentlich bei denjenigen noch
wenig Wurzel gefasst welche sich als die nächsten Anwälte derselben ansehen sollten bei den
Ärzten. An diese sind deshalb zunächst die folgenden Blätter gerichtet nicht um ihnen neue
wissenschaftliche Forschungen über den fraglichen Gegenstand vorzulegen sondern um sie an die
humane Mission zu erinnern die der ärztliche Stand neben der wissenschaftlichen hat und um
sie daran zu mahnen dass die innere Befriedigung bei Ausübung ihres Berufes nicht aus dem
Hausieren mit Rezepten den glänzenden und klingenden Zeichen der Anerkennung ihrer Leistungen
nicht aus der Entdeckung einer neuen Faser oder Zelle oder dergl. erblüht sondern aus dem
Wirken für die Verbesserung des Looses ihrer Mitmenschen. [...] Dieses Buch über den Idiotismus
und die Idiotenanstalten von Gustav Brandes ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe
von 1862.