Man kann sagt Schopenhauer die Denker einteilen in solche die für sich selbst und solche
die für Andere denken: diese sind die Regel jene die Ausnahme. Erstere sind demnach
Selbstdenker im zweifachen und Egoisten im edelsten Sinne des Wortes: sie allein sind es von
denen die Welt Belehrung empfängt. Denn nur das Licht welches Einer sich selber angezündet hat
leuchtet nachmals auch Andern. Ich darf mich zu den Egoisten im edelsten Sinne des Worts von
denen Schopenhauer hier redet rechnen. Denn während meiner dreißigjährigen
schriftstellerischen Tätigkeit war Alles was ich geschrieben zunächst für mich selbst gedacht
und immer erst nachdem ich mir selbst ein Licht angezündet hatte suchte ich mit demselben
auch Anderen zu leuchten. Diesem Umstande schreibe ich es mit zu daß meine Schriften gewirkt
und mir aus der Nähe und Ferne Anerkennung eingetragen haben. Diese vorliegende
Gedankengemeinde die sich nicht länger verborgen halten will stelle ich nun hiermit dem
Publikum in der Hoffnung vor daß mir die Erkenntnisbedürftigen und Erkenntnisbegierigen für
das Licht das von ihr ausstrahlt danken werden. Sie besteht aus zwei Abteilungen in deren
erster wissenschaftliche in deren zweiter Lebensfragen zur Sprache kommen. Die erste Abteilung
habe ich Blicke in die intellektuelle physische und moralische Welt benannt um anzudeuten
daß es sich hier um kein zusammenhängendes System handelt. Die zweite Abteilung habe ich
Beiträge zur Lebensphilosophie benannt weil die hier mitgeteilten Betrachtungen nicht abstrakt
wissenschaftliche sondern konkrete Lebensfragen zum Gegenstand haben. [...] Julius Frauenstädt
Zeitgenosse und Freund von Arthur Schopenhauer schreibt in dem vorliegenden Werk über seine
Blicke in die intellektuelle physische und moralische Welt. Für den interessierten Leser
ergänzt er diese mit Beiträgen zur Lebensphilosophie. Dieses Buch ist ein unveränderter
Nachdruck der Originalausgabe von 1869.