Das Buch das ich hiermit den Freunden der Kunst überreiche enthält die Besprechungen der
italienischen Bilder in den Galerien von München und Dresden. Abgesehen von einigen Notizen
über den fast unbekannten bergamasker Maler Giovanni Cariani sowie einer längern Besprechung
der interessanten Federzeichnungen des Venetianers Domenico Campagnola welche allerwärts noch
immerfort dessen grossem Zeitgenossen und Vorbild Tizian zugeschrieben werden darf daher der
freundliche Leser nicht erwarten in diesem Bande viel Neues zu finden. Im übrigen erlaubte ich
mir diesmal einen in meinen Augen für die Kunstgeschichte Italiens nicht unwichtigen Punkt zu
berühren auf den ich die Aufmerksamkeit meiner Freunde ganz besonders lenken möchte. Ich meine
die Frage nach der Urheberschaft einer grossen Anzahl von Gemälden welche sowohl in
öffentlichen als auch in Privatgalerien für Werke italienischer Meister gelten die aber nach
meiner aus langjährigen Studien gewonnenen Überzeugung nur als mehr oder weniger freie
Nachahmungen von der Hand nordischer vornehmlich vlämischer Maler sich herausstellen. [...]
Der italienische Kunsthistoriker Giovanni Morelli (Pseudonym: Ivan Lermolieff) beschreibt in
seinem Werk kunstkritische Studien über italienische Malerei unter besonderer Berücksichtigung
der Galerien zu München und Dresden. Illustriert mit über 40 historischen Abbildungen. Dieses
Buch ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1891.