»Nomadin war ich schon als Kind ... Nomadin werde ich mein ganzes Leben lang bleiben verliebt
in wechselhafte Horizonte in noch unerforschte Fernen denn jede Reise und mag sie uns in
noch so überlaufene noch so bekannte Gegenden führen ist eine Erforschung« notiert Isabelle
Eberhardt am 7. Juli 1902 in ihr Tagebuch. Da war sie längst unterwegs in der Wüste dort wo
die Nomaden leben in der algerischen Sahara. Sie trägt Burnus und Turban und gibt sich als »Si
Mahmoud« oder »Mahmoud Saadi« aus. Auf diese Weise steht ihr die Welt der Männer offen. Sie
kann mit ihnen rauchen trinken kiffen. Erforschen will sie nicht nur die Ferne sondern auch
ihre Seele. »Mein Körper ist im Abendland und meine Seele im Orient. Mein Körper im Land der
Ungläubigen und mein Herz ist in Stambul ...« schrieb sie 1895 an ihren Bruder August. Zwei
Jahre später reiste sie nach Algerien und trat zum Islam über. Die islamisierte Russin im
Männergewand erregte das Misstrauen der französischen Besatzer nicht zuletzt wegen ihrer
Beziehung zu einem algerischen Soldaten. Man verwies sie des Landes. 1901 von Marseille aus
betrieb sie ihre Rückkehr zermartert von Sehnsucht nach der Wüste ...Ihre Tagebuchblätter von
1900 bis 1903 zeigen eine junge Frau auf der Suche nach einer neuen Identität einer neuen
Intensität nach Ekstase - und in dem mühevollen Versuch sich von den quälenden Erinnerungen
an die Tragödien in ihrer Familie zu lösen die sie noch immer begleiten.