Als Auftakt einer ganzen Serie antijudaistischer Schriften welche auf die Dämonisierung und
Vertreibung von Juden aus evangelisch-christlichen Gebieten abzielte entfaltete Luthers
Rhetorik beginnend mit den Erlassen reformatorischer Machthaber des 16. Jahrhunderts
(Braunschweig Meißen Kursachsen) eine verhängnisvolle Wirkungsgeschichte die bis zum
Nationalsozialismus reicht. Anknüpfungspunkte fanden sich vor allem im umfassenden
Maßnahmenkatalog des letzten Teils des Buches Von den Juden und ihren Lügen in dem unter
anderem die Verbrennung von Synagogen und Büchern Lehrverbot und Zwangsarbeit für Juden
gefordert werden. Dieser wird hier ebenso ungekürzt wiedergegeben wie die derbe oft unflätige
Sprache Luthers. Gerade deswegen fordert Von den Juden und ihren Lügen eine Debatte die nicht
auf Grundlage ihrer letzten Bearbeitung von 1936 geführt werden darf. Die Übertragung und
Kommentierung aus Sicht der jüdischen Literatur stellt eine einzigartige Möglichkeit des
Eingedenkens und der Auseinandersetzung mit einer Schattenseite der Reformation dar die zu
lange ungenutzt geblieben ist.