Von 1884 bis 1886 veröffentlichte der sorbische Ethnograf Sprachwissenschaftler und
Gründungsvater der Sorabistik Arnost Muka (Ernst Mucke) einen der bis heute einflussreichsten
Texte der sorbischen Publizistik - die Statistika luziskich Serbow. Seine Bedeutung lag vor
allem im statistischen Material zur Stärke der ober- und niedersorbischen Bevölkerung am Ende
des 19. Jahrhunderts. Aber das Buch ist weit mehr als ein Zahlenwerk. Es ist mit seinen
ausführlichen Beschreibungen dörflichen Lebens und sprachpolitischen Kampfansagen eine
faszinierende Quelle für Volkskundler Historiker Soziologen Heimatforscher und
Ortschronisten. Im Detail erfährt der Leser wie damals durch Industrialisierung und Zuzug
fremder Arbeiter vor allem in die nördliche und südliche Oberlausitz sich dort die deutsche
Sprache in der Öffentlichkeit mehr und mehr Bahn brach. Die katholischen Gemeinden zwischen
Kamenz und Bautzen hingegen kristallisierten sich als Kerngebiet sorbischer Resistenz gegenüber
der Germanisierung heraus. Der Ethnologe Robert Lorenz hat es sich zur Aufgabe gemacht das
bisher nur in sorbischer Sprache vorliegende Werk samt Mukas Nachträgen aus den Jahren 1896 und
1900 ins Deutsche zu übertragen und somit einer viel breiteren wissenschaftlichen wie
allgemeinen Öffentlichkeit als bisher zugänglich zu machen.