Im Nahostkonflikt wurden verhandlungsbereite Fraktionen auf der arabischen Seite von radikalen
Störern aus den eigenen Reihen an einer Konfliktlösung mit Israel gehindert. Diesen internen
Streit untersucht Manuel Winkelkotte anhand der palästinensischen Nationalbewegung als einen
Kampf um die Vorherrschaft von einer Fraktion. In seiner historisch-vergleichenden Studie zeigt
er dass dieser symbolische Kampf vorrangig von der Akkumulation und Monopolisierung von
Kriegercharisma bestimmt wurde. Dabei wird die Nationalbewegung nach Pierre Bourdieu als ein
politisches Feld definiert auf dem die Fraktionen dazu bereit waren sich gegenseitig als
Waffenbrüder anzuerkennen und die mutigste Fraktion konnte für sich hierdurch den Rang eines
Vorkämpfers beanspruchen. Herausforderer inszenierten sich jedoch regelmäßig als Avantgarde im
Kampf um dieser Fraktion ihren Rang streitig zu machen wohingegen der etablierte Vorkämpfer
nach einem Ausstieg aus dem Konkurrenzkampf um Kriegercharisma suchte. Die Strategien der
Monopolisierung von Kriegercharisma des Vorkämpfers und die Gegenstrategien der Herausforderer
mündeten dabei in eine Eigendynamik der Gewalteskalation deren Mechanismen im Buch aufgedeckt
werden. Mit dieser Formalisierung einer Eigendynamik von Gewalt erbringt die Studie einen
wichtigen Beitrag zur Konflikt- und Gewaltforschung und behandelt die Frage nach den
Möglichkeiten einer Beendigung des Nahostkonfliktes unter einer völlig neuen Perspektive.