Mit seinen Gedichten präsentiert Arno Kleinebeckel eine Blue Hour zwischen Schönheit und
Schrecken. Das lyrische Ich ist ein Getriebener auf der Flucht vor sich selbst und der
Gesellschaft. Im thematischen Mittelpunkt steht der drohende Verlust der Identität aber auch
die Zurichtung von Empathie und wahrem Erleben angesichts der Fokussierung auf das mechanische
Funktionieren im Alltag. Zwischenmenschliche Begegnung ist oft nur ein Rudiment das soziale
Band durch den Markt vereinnahmt. Die existenzielle Verwahrlosung beschreibt Kleinebeckel mit
erschreckender Präzision manchmal schmerzlich erinnernd manchmal auch bitterböse beobachtend.
Der Protagonist erweist sich dabei als Augenzeuge und Stenograf einer permissiven und
selbstbezogenen Endgame-Community samt ihren Surrogaten Fluchtburgen und Sinn-Attrappen.
Häufig fühlt man sich beim Lesen ertappt wird man der Verstrickung in diese Mechanismen und
eigenen Gewohnheiten gewahr. Über allem thront das Universum in seiner blauen Erhabenheit. Die
Frage bleibt offen: Hat die Blaue Stunde vielleicht auch eine Morgendämmerung?