Ira Hofer hat mit ihrem Buch aus Sicht einer Betroffenen einen Ratgeber für Profis für den
Umgang mit Patienten die unter einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung leiden
verfasst. Patienten mit dieser Diagnose vom impulsiven oder Borderline Typus stellen
Therapeuten und Teams immer wieder vor besondere Aufgaben. Sie lösen in ihren Therapeuten oft
starke Gefühle und Reaktionen aus die wenn sie nicht therapeutisch reflektiert werden zu
krisenhaften Eskalationen in der Therapie führen können. Ira Hofer beschreibt sehr anschaulich
die Innenansichten und das Innenleben von Betroffenen und was therapeutisches oder nur
vermeintlich therapeutisches Verhalten bei den Betroffenen auslösen kann. Obgleich Ira Hofers
Schilderungen einen sehr persönlichen Charakter haben dürften doch wohl viele der
dargestellten Beispiele vielen Therapeuten so oder ähnlich aus der eigenen Praxis in
Erinnerung sein. Ira Hofer verdeutlicht sehr eindrücklich dass die therapeutische Begleitung
von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen in allen Berufsgruppen besonderer professioneller
Fertigkeiten bedarf. Ira Hofers Buch endet mit einem sehr persönlichen Brief an ihre Eltern in
dem sie den Lesern Einblicke in die eigene traumatische Familiengeschichte gewährt. Diese
Einblicke sind erschütternd und verstörend auch deswegen weil solche Familiengeschichten bei
Menschen mit emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen eher die Regel als die Ausnahme
sind. Ira Hofers Verdienst ist es mit ihrem Buch Betroffenen eine Stimme gegeben zu haben und
Therapeuten und anderen professionell Helfenden einen privilegierten Zugang zu den
Innenansichten und dem Erleben einer Betroffenen zu gewähren und damit einen wichtigen Beitrag
zum besseren gegenseitigen Verständnis in der Therapie zu leisten. Man muss nicht mit allem
was in dem Buch steht einverstanden sein. Bereichernd ist die Lektüre aber allemal und danach
wird man den nächsten Patienten mit anderer Haltung begegnen.