» Wo es Stadt gibt da gibt es auch Stadttauben. Und wo es Stadttauben gibt da gibt es auch
Widerstand.« Fahim Amir Die Taube ist nicht nur das älteste sondern auch das umstrittenste
Haustier der Menschheit: als Heilsbringerin und Symbol des Heiligen Geistes verehrt als
Fassadenbeschmutzerin bekämpft zum Champion im Fernflug herangezüchtet und als angebliche
Plage vergiftet. Man braucht schon das Heimfindevermögen militärisch ausgebildeter Brieftauben
um in diesem Dickicht von Widersprüchen nicht die Orientierung zu verlieren - oder auch das
Know-how des Taubenpaars das für Aschenputtel selbstlos die guten Linsen ins Töpfchen die
schlechten ins Kröpfchen sortierte. Tatsächlich dürfte es die Kropfmilch sein mit der sowohl
Täubin als auch Tauber ihren Nachwuchs versorgen die es den verwilderten Nachfahren
domestizierter Tauben erlaubt in den zugigen Nischen von Hochhäusern zu brüten und mit ihrer
erstaunlichen Masse ihrer Sichtbarkeit und ihrer zupickenden Art die alte Frage »Wem gehört
die Stadt?« lautstark gurrend zu beantworten. Karin Schneider verfolgt den Sturzflug von der
himmlischen Friedensbotin deren Nachkommen als Ratten der Lüfte gebrandmarkt den Müll der
Metropolen durchstöbern mit Scharfsinn und Empathie für die urbanen Außenseiter.