Der Philosoph und Ideenhistoriker Panajotis Kondylis wendet sich in dieser lange Zeit
vergriffenen noch immer neuartigen und verblüffenden Interpretation gegen die Auffassung vom
Konservativismus als Reaktion auf die Französische Revolution. In brillanten Gedankengängen
die ihn von Bonald und Burke über Carlyle und Chateaubriand zu Fénelon de Maistre und Schlegel
führen weist er nach dass der Konservativismus als soziale und politische Kraft bereits seit
dem Mittelalter existierte wo der Adel und sein Ständesystem aufkommende egalitäre
Interpretationen des Rechts bekämpften. Doch Kondylis geht noch einen Schritt weiter und zeigt
wie der Konservativismus sich an die jeweilige Realität des ohne ihn nicht denkbaren modernen
souveränen Staates anpasste und analysiert ihn als politische Kraft die in überraschenden
Formen immer wieder auftaucht. So gelingt es ihm etwa aufzuzeigen wie sich die zentralen
Themen der sozialistischen Kapitalismuskritik im ideologischen Bereich der Gegenrevolution
herausbildeten und bis heute idealisierte Bilder einer vorkapitalistischen Realität in Umlauf
brachten. Konservativismus ist der nötige Beitrag um die politischen und kulturellen Debatten
unserer Zeit besser zu verstehen.