Müttertreffen und Spielplatz WG und ICE sind die Orte an denen sich genaue Beobachtungen wie
Puzzlestücke zu einer Analyse verdichten deren Erkenntnisgegenstand das Kinderhaben ist. In
kurzen in sich geschlossenen Abschnitten betreibt Heide Lutosch so radikal wie lustvoll und so
neugierig wie treffsicher Theoriebildung die marxistisch feministisch und psychoanalytisch
geschult ist und dabei schonungslos nah an der eigenen Erfahrung bleibt. Sie spricht aus was
nicht ansprechbar scheint: die Mühen den Frust und das ganz individuelle Gefühl des Scheiterns
an dem Vorsatz alles anders zu machen - vor allem anders als die eigene Mutter. Wütend fragt
sie warum Feministinnen heute noch immer mit denselben Problemen kämpfen wie vor fünfzig
Jahren warum die gerechte Verteilung von Sorgearbeit nach wie vor so wenigen Paaren gelingt
und was sich gewinnen lässt wenn wir diese vermeintlich privaten Fragen gesellschaftlich zu
lösen versuchen. Denn in der scheinbaren Selbstverständlichkeit des Kinderhabens verbirgt sich
ein Pulverfass das auf eine progressive Veränderung der gesamten Gesellschaft drängt.