Während der letzten achtzehn Monate seines Lebens im Angesicht des drohenden Todes und
zutiefst erschüttert über den kürzlichen Verlust seiner Mutter Ella stieß Richard Wright einer
der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts im europäischen Exil
durch Zufall auf die Form des Haiku. Waren es zuvor vorrangig Romane in denen er Momente
Schwarzen Lebens kraftvoll in Szene setzte begann er nun wie besessen im Bett in Cafés in
Restaurants in Paris und auf dem französischen Land jene aus drei Wortgruppen von fünf sieben
und fünf Silben bestehende japanische Gedichtform zu füllen - nicht nur mit der Darstellung
menschlicher Beziehungen oder seiner eigenen Krankheit auch die Welt der Natur in all ihrer
Vielfalt fing er in mehr als 4000 Haikus ein. Von der Unmittelbarkeit des Augenblicks
durchdrungen dabei stets vor der Folie der Erfahrungen als Afroamerikaner in einem von
Rassismus geprägten Land spann er Gedichte des Lichts aus der zunehmenden Dunkelheit - und
schuf mit den 817 hier erstmals ins Deutsche übertragenen Gedichten ein so schillerndes wie
zärtliches Bild des Lebens in all seinen Wirrungen und Wundern.