Wo das Land aufhört das Land beginnt wie lang die Küste wirklich ist weiß niemand verändert
doch das Meer die Linie Länge Lage verwischt es die Grenzen zwischen dem was fest und dem
was flüssig ist. Damit setzt es sich ständig in Beziehungen denen kein Mensch entkommen kann -
vor allem nicht diejenigen die in seiner unmittelbaren Nachbarschaft leben. Von ihnen den
Nebenhändlern Dichtern Zimmerleuten Müttern Töchtern Köchen Rettungsschwimmern erzählt
Sue Goyette in ihrem mytho-poetischen Zyklus Ozean. Zwischen düsterem Märchen mythischer
Schöpfungserzählung und irrwitziger urban legend bewegen sich die Gedichte aus ihnen erhebt
sich ein vielstimmiger Chor changierend wie das Licht das sich an den Wellen bricht um von
all den Wechselwirkungen und Vorkommnissen am Meeresrand zu künden: davon dass die Traurigkeit
der Vorfahren den Salzgehalt des Wassers bestimmt davon dass der Nebel für Eheschließungen
verantwortlich ist und auch davon dass Boote an Hosenträgern getragen werden und der Ozean
gefüttert werden muss um Ruhe zu bewahren. Selten präsentierte sich das Meer so vielgestaltig
so brausend und betörend hoffnungsvoll und bedrohlich wie in Goyettes lyrischer Chronik der
an allem züngelnden Wassermassen.