Was eigentlich verkauft die Hure dem Freier? Was ist dieser »Sex« den sie feilbietet und
woran bemisst sich sein Wert? Der Unmöglichkeit einer einfachen Antwort auf diese Fragen liegt
die Ambivalenz zugrunde mit der die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft auf die
Prostituierte und ihr Gewerbe blickt. Die Hure ist in den Worten Walter Benjamins »Verkäuferin
und Ware in einem« sie verdinglicht sich zum käuflichen Objekt und bleibt doch unverfügbares
Subjekt. Bis in die Debatten der aufgeklärten Gegenwart erscheint sie zugleich als
preisgegebenes Opfer und arbeitsscheue Betrügerin die Prostitution als unverzichtbare
Einrichtung und zu bekämpfendes Übel. Wie sehr das auch mit dem bürgerlichen Blick auf Frauen
und ihre Körper zu tun hat der zu jeder Zeit Kontrolle und Voyeurismus Distanz und Neugier
gleichermaßen ist untersucht Theodora Becker in ihrer Dialektik der Hure und fragt nach der
Ambivalenz der sexuellen Ware die diesen Zuschreibungen und Umgangsweisen zugrunde liegt.
Dabei verfolgt sie anhand der Prostitution den Zusammenhang von Subjektivität Sexualität
Warenform und Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft sowie seine Wandlungen seit dem 19.
Jahrhundert und spielt mit der Sehnsucht des Lesers hinter den Vorhang zu blicken um einen
verstohlenen Blick auf die dort arbeitenden Huren zu erhaschen.