Kafka sammelte seine Manuskripte nicht. Er verschleuderte sie und hinterließ Bruchstücke. Das
berühmte Romanfragment Der Process weist keine gesicherte Anordnung der Kapitel auf. Auch die
beiden anderen Romane Der Verschollene und Das Schloss blieben Fragment und erzeugen beim Lesen
eine Atmosphäre in der die Grenze zwischen realer Bedrohung und Paranoia verschwimmt. Wenn für
Kafka das eigene Schreiben die Matrix war zu der die Realität in ein Verhältnis der Kongruenz
gebracht werden sollte - und wenn nicht wurde das Geschriebene sofort oder später auf seinen
Wunsch hin zerstört - hat er in sie so viele Löcher gebohrt bis es keinen Durchschlupf mehr
gab. Das Gewebe aus Löchern ist die Matrix und es ist die Realität: »Im harten Schlag strahlte
das Licht herab zerriß das nach allen Seiten sich flüchtende Gewebe brannte unbarmherzig
durch das übrigbleibende leere großmaschige Netz. Unten wie ein ertapptes Tier zuckte die Erde
und stand still. Einer im Bann des andern blickten sie einander an. Und der Dritte scheuend
die Begegnung wich zur Seite«. Das Prophetische an diesem Zitat das den Moment der panisch
kontaktlosen Berührung beschreibt ist das Nichtprophetische. Kafka spricht nicht aus was er
sieht sondern was er weiß.