Der Gottestod als Ärgernis: In einem tiefgründigen Essay geht Norbert Bolz der »Erfindung« des
Christentums nach das erst durch Paulus und dessen radikalem »Wort vom Kreuz« seine
weltgeschichtliche Gestalt gefunden hat. Dieser paulinischen Erfindung verdankt die moderne
Gesellschaft ihre Entstehung das Christentum hat die Säkularisationsgeschichte selbst in Gang
gesetzt - und damit die eigene Dekonstruktion. Norbert Bolz folgt der Entzauberung der Welt
durch die Wissenschaften und die Verweltlichung der christlichen Glaubensüberzeugungen um
schließlich die »Pervertierung des Christentums« zu konstatieren: Dessen Niedergang wird durch
den Versuch besiegelt sich an den Zeitgeist anzupassen indem Dogma und Orthodoxie
preisgegeben und auf naive Weise theologische Politik betrieben wird. Doch »wer das Christentum
glaubt verteidigen zu müssen hat nie an Jesus Christus geglaubt«. Folgerichtig verteidigt
Bolz das Christentum nicht gegen die Lebenspraxis der Christenheit sein theologisches
Nachdenken über das Christentum rehabilitiert zuallererst dessen ursprüngliche Kraft die jedes
Wertesystem herausfordert - und umkehrt.