André Gide hatte sich vorgenommen die Revolution die Mallarmé auf dem Gebiet der Poesie
ausgerufen hatte für den Roman zu vollziehen. Die Suche nach dem einzigen absoluten Roman
führte aber ironischerweise zum Zersplittern des Genres in eine Vielzahl »kleiner Literaturen«.
»Die Gräfin« und »Die WillKür« beide von Gide als Sotie bezeichnet sind nicht nur
spielerische Fingerübungen sondern zugleich humorvolle Kommentare zu Geschichte und Theorie
der literarischen Gattungen. Ergänzt werden sie von dem Text »Die unermüdliche Marquise« in
dem Éric Chevillard den poetologischen Gehalt der Sotien in den Kontext der Erneuerung des
Romans stellt. Ausgangs- und Endpunkt dieser nun erstmals auf Deutsch zugänglichen Texte ist
ein Geheimnis das zwischen den Worten und in den Auslassungen in Körperhaltung Tonfall und
Gestik der Figuren ungreifbar beharrt und Gides eigener Erfahrung entspringt. Die
Zusammenstellung dieser Sotien in einem Band erzeugt dabei eine absurde Echokammer in der
wiederkehrende Motive und Phrasen aufeinander antworten: Launenhafte Grafen und exzentrische
Gräfinnen verstörte Kinder und todgeweihte Papageien ziehen kaleidoskopartig an den Lesenden
vorbei und setzen mit all ihrer Umtriebigkeit das Treiben der Sprache selbst ins Werk.