Algorithmen bestimmen unsere Lage. Vom Google-PageRank-Algorithmus bis zur Kreditvergabe greift
ihre Logik auf Schritt und Tritt in unser Leben ein. Einige von ihnen arbeiten undurchsichtig
und schirmen ihr Innenleben vor neugierigen Blicken ab. Andere bemühen sich um Transparenz und
folgen einer Ethik des Open Source. In beiden Fällen ist jedoch ein nicht unerheblicher Aufwand
erforderlich um die Quellcodes zu verstehen in denen Algorithmen geschrieben sind. Codes sind
besondere Texte: Sie setzen Befehle um wenn sie ausgeführt werden und reduzieren Expression
auf Direktiven. Sie sind somit mehr und weniger als gewöhnliche Sprache. Zugleich führen sie
mit der Möglichkeit zur Kommentierung stets eine Metaebene mit auf der man sich über ihre
Funktionsweise verständigen kann. Daher erfordern sie auch eine besondere Philologie. Die
Quellcodekritik die dieser Band vorstellt ist der Versuch Algorithmen zu erschließen zu
interpretieren und sie gegenwärtigen wie zukünftigen Leser*innen zugänglich zu machen. Sie
mobilisiert einen Zugriff der in der Informatik ebenso zu Hause ist wie in der Textkritik.
Zugleich schlägt sie Strategien vor auch mit jenen neuen Sprachmodellen umzugehen in denen
Codes nur am Anfang stehen während ihr statistisches Inneres undurchdringlich bleibt. Die
Beiträge liefern so Beispiele und Methoden wie klassischer Code und künstliche Intelligenz
lesbar zu machen sind.