Die Geschichte des Geschmacks am Kakao ist die Geschichte einer neuen Kolonialware die im 17.
und 18. Jahrhundert auf die europäische Gesellschaft und Philosophie der Aufklärung trifft. Die
neu begründete philosophische Ästhetik ermutigte weiße Europäer:innen auch im Geschmack ihre
mündige Selbständigkeit zu beweisen und verdrängte zugleich die Gewalt einer
Versklavungsökonomie die den Stoff dieser neuen Sinnlichkeit allererst lieferte. Immanuel Kant
begründet die Autonomie des denkenden und selbstbewusst urteilenden Bürgers und genießt derweil
auf Königsberger Abendgesellschaften Erzeugnisse aus Sklavenarbeit. Es ist die Versklavung die
die neue Kultur des Geschmacks ermöglicht. Am Beispiel des Kakaos zeichnet der Band nach wie
ein Getränk das zunächst als bitteres und kaltes nicht schmeckte in Europa zum Modegetränk
wurde und welche Kolonial- Klassen- und Geschlechtergeschichte sich in der neuen Substanz
spiegeln. Denn Kakao wurde durch koloniale Gewalt zu einer globalen soft drug und Schokolade
ist im globalen Norden tägliches Konsumgut in Teilen des globalen Südens aber bis heute Motor
von Plantagenökonomie und Kinderarbeit. Gegenwärtig gibt es ein Bemühen Geschmack zu finden an
neuen gerechteren Gefügen des Genusses. Den Geschmack am Verbrauchen zu verlernen ist ein
widersprüchliches Vorhaben. Aber wie die queerfeministischen Feel Tanks mit ihrer Idee der
»public feelings« zeigen kann ein kollektiv verkörperter Geschmack in einem Taste Tank
aufgespürt und anders eingeübt werden.